ZAK NR. 7 /JULI 2006
DIE ZEITUNG DER KAMMER FÜR ARBEITER UND ANGESTELLTE FÜR STEIERMARK
Arbeitslosen-Protest Immer mehr Arbeitslose formieren sich: Es wird protestiert, und es
werden Forderungen erhoben. Seite 5
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Internet als Sprachrohr zum
Frustabladen
Die Arbeitslosen stellen
Forderungen
Quer durch Österreich organisieren sich
Arbeitslose, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen und Forderungen zu
stellen. Auf den Internetseiten der
Arbeitsloseninitiativen wird viel und manchmal auch deftig über das AMS
geklagt. Es geht um herablassende Behandlungen, als unfair empfundene Streichungen
des Arbeitslosengeldes und um die zwangsweise Zuweisung zu Schulungen,
Bewerbungstrainings und Coachings, die vielfach als Alibiaktionen gewertet werden.
„Da durfte ich mit anderen Herren sogar einen Kurs besuchen: Bürokommunikation in
Englisch für Frauen“, empört sich ein Mann auf einer der Homepages, während eine
50-Jährige über das AMS klagt, anscheinend werde sie dort als „zu alt für die
Arbeit und zu jung für die Pension“ angesehen. Die Initiativen fordern mehr Mitsprache
bei der Gesetzgebung, einen unabhängigen Arbeitslosensprecher, eine gerechte Verteilung
der vorhandenen Arbeit, ein Ende von Zwangszuweisungen zu Schulungen, ein
Grundeinkommen für Armutsgefährdete oder eine jährliche Inflationsanpassung von
Arbeitslosengeld und Notstandshilfe. Während Langzeitarbeitslose also eher unzufrieden
sind, fühlen sich kurzfristig Arbeitslose gut betreut und finden auch, dass die
Schulungen oder Bewerbungstrainings ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt
verbessern. Bei Beschwerden werde versucht, konkrete Lösungen zu finden, heißt
es beim AMS.
Links:
zum-alten-eisen.org, arbeitslosensprecherin.at,
soned.cc, 8ung.at/amsand/, aha.liwest.at
GELD GESPERRT
87.500-mal sperrte das AMS im Vorjahr das
Arbeitslosengeld. Die Fälle wegen Nichtannahme eines zumutbaren Jobs sind mit
15.500 ungefähr gleich geblieben, ebenso wie die 400 Fälle wegen
Arbeitsunwilligkeit. Auf die Zahl von 43.400 gestiegen sind die befristeten
Sperren, weil ein AMS-Kontrolltermin versäumt wurde. Leicht gesunken sind die
Sperren wegen Selbstkündigung des bisherigen Jobs (auf 28.000).
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14-täglicher Arbeitslosenstammtisch in Graz
Arbeitslosen-Projekt:
„Sich Gehör verschaffen“
Auch in der Steiermark beginnen Arbeitslose, sich zu organisieren. In Graz gibt es einen regelmäßigen Arbeitslosenstammtisch. Ein einjähriges Projekt wurde gerade abgeschlossen „Arbeitslose haben wenige Möglichkeiten, sich als Gruppe bemerkbar zu machen und ihre Interessen zu artikulieren“, begründet Wolfgang Schmidt seine Initiative, das Arbeitslosenprojekt „Konstruktive Arbeitslosigkeit“ zu gründen. Mit Unterstützung des Landes haben er und seine MitstreiterInnen versucht, sich Gehör zu verschaffen. Es wurden Diskussionen organisiert, Vernetzungstreffen mit anderen Initiativen besucht, Artikel geschrieben, Leserbriefe verfasst, Interviews gegeben und vieles mehr. „Uns geht es darum, dass Arbeitslose gleichberechtigt bei der Lösung ihrer Situation mitwirken und nicht einfach von Institutionen verwaltet werden.“ Ein bleibender Erfolg des abgeschlossenen Projektes ist die Einrichtung eines Grazer Arbeitslosenstammtisches, der 14-täglich lockeren Erfahrungsaustausch bietet. Das nächste Treffen ist am 20. Juli um 17 Uhr im Café Sorger am Grazer Südtiroler Platz.
„Arbeitslose sollen gleichberechtigt bei der Lösung ihrer Situation mitwirken dürfen.“ Wolfgang Schmidt, AL-Projekt